Ein Karrierewechsel ist kein Sprung ins kalte Wasser, sondern eine präzise geplante Querbewegung. Besonders im österreichischen Arbeitsmarkt zahlt sich Sorgfalt aus: Entscheiderinnen und Entscheider schätzen Klarheit, Nachweise und Verlässlichkeit. Coaching hilft, den Pivot systematisch zu gestalten – von der Diagnose bis zur Verhandlung. Dieses deutschsprachige Playbook führt dich Schritt für Schritt.
Schritt 1 – Diagnose: Warum wechseln, was bleibt. Notiere auf einer Seite, was dich bewegt (Friktionen, fehlende Entwicklung, Wertebruch) und was du bewahren willst (Stärken, Branchenwissen, Netzwerke). Ergänze eine Impact-Liste aus der bisherigen Laufbahn: Zehn Situationen, in denen du messbar Wirkung erzeugt hast. Formuliere sie deutsch, konkret und zahlenbasiert. Diese Liste ist dein Rohstoff für CV, LinkedIn und Gespräche.
Schritt 2 – Zielbild: Drei Rollen, ein Fokus. Wähle maximal drei Zielrollen, die zu Stärken und Interessen passen. Für jede Rolle formulierst du ein Mini-Value-Statement: „Ich löse X, indem ich Y, mit dem Ergebnis Z.“ Beispiel: „Ich reduziere Übergabechaos in SaaS-Teams, indem ich Onboarding-Prozesse standardisiere; Ergebnis: 50 % schnellere Ramp-up-Zeiten.“ So wird aus Wunsch Klarheit.
Schritt 3 – Kompetenz-Gap schließen. Erstelle eine Gap-Matrix: Welche Fähigkeiten brauchen Zielrollen, welche hast du, welche fehlen. Schließe Lücken minimal-invasiv: zwei Micro-Zertifikate, ein Projekt mit messbarem Output, ein öffentlich sichtbarer Beitrag. In Österreich zählt praktischer Beleg oft mehr als ein langer Kurs. Zeige, dass du lernst und lieferst.
Schritt 4 – Portfolio statt Behauptung. Ergänze den CV um kleine Beweisstücke: Vorher-Nachher-Diagramm, Prozessskizze, kurze Case-Note. Verlinke auf LinkedIn oder in einer einseitigen PDF-Sammlung. Sprich in deutscher Sprache, präzise und ohne Buzzword-Inflation. Entscheider wollen sehen, wie du denkst und was du kannst – simpel, echt, nachvollziehbar.
Schritt 5 – Networking mit Substanz. Drei Kaffee pro Woche, kein Bittstellerton. Frage nach Einblicken, Trends, Tools. Biete im Gegenzug eine kleine Analyse oder eine Vorlage an. In Österreich entstehen viele Wechsel über Empfehlungen. Wenn Menschen spüren, dass du Mehrwert lieferst, empfehlen sie dich gern weiter. Halte Kontakte in einem schlanken CRM (Tabelle reicht) und notiere „Nächster sinnvoller Schritt“.
Schritt 6 – Bewerbungs-Pipeline als Projekt. Plane zwei Blöcke pro Woche für Bewerbungen und einen Block für Gespräche. Tracke jede Chance mit Status (Gesendet, Gespräch, Hausaufgabe, Angebot) und einer Wahrscheinlichkeit. So steuerst du deinen Funnel. Ziel: zehn qualifizierte Bewerbungen pro Monat, drei relevante Gespräche, ein Angebot. Qualität schlägt Masse – deutschsprachig, rollenpräzise, kontextnah.
Schritt 7 – Interview-Storyline. Baue drei Kernstories aus deiner Impact-Liste, jeweils in 90 Sekunden. Nutze die Formel Kontext – Aufgabe – Handlung – Ergebnis – Lernen. Übe laut, nimm dich auf, kürze Füllwörter. Bereite eigene Fragen vor: „Welche Ergebnisse definieren Erfolg in den ersten 90 Tagen?“ „Welche Risiken sehen Sie in der Rolle?“ So führst du ein Gespräch auf Augenhöhe.
Schritt 8 – Gehalt verhandeln wie ein Profi. Recherchiere Bandbreiten über mehrere Quellen. Formuliere drei Pakete (Basis, Ziel, Stretch) und knüpfe sie an Ergebnisse („Bei X-Metrik nach 6 Monaten Y“). In Österreich zählt Sachlichkeit: verhandle ruhig, begründe inhaltlich, notiere Vereinbarungen. Denke an Gesamtpakete (Weiterbildung, Remote-Tage, Öffi-Ticket).
Schritt 9 – Risikomanagement. Wechsle nicht blind. Sichere dich über Rücklagen (3–6 Monate), teste den neuen Kontext mit einem Projekt oder einer Beratung, bevor du kündigst. Vereinbare im neuen Vertrag eine klare Probezeitstruktur (Ziele, Checkpoints, Feedbacktermine). Das senkt Unsicherheit auf beiden Seiten und stärkt dein Standing.
Schritt 10 – 60-Tage-Plan für den Start. Definiere vor dem ersten Arbeitstag drei Ergebnisse und die dazugehörigen Stakeholder. Plane wöchentliche Check-ins, dokumentiere Entscheidungen, halte einen Lernlog auf einer Seite. In der DACH-Kultur zählt Verlässlichkeit – wenige klare Zusagen, sauber geliefert.
Bonus – Sprache und Kultur. Deutsch ist dein Vorteil: präzise, höflich, direkt im guten Sinn. Nenne Zahlen, zeige Belege, meide Übertreibung. Passe Beispiele an die österreichische Praxis an (KMU-Dichte, Qualitätsanspruch, Meetingkultur). Und: Bleib menschlich. Beziehungen tragen, wenn Pläne haken. Coaching unterstützt dich, diesen Weg strukturiert zu gehen – mit klarem System, ruhiger Umsetzung und spürbaren Ergebnissen.
Wenn du heute starten willst: 1) Schreibe deine eine Seite Diagnose. 2) Formuliere drei Value-Statements. 3) Blocke zwei 90-Minuten-Slots pro Woche für die Pipeline. Nach vier Wochen wirst du merken: Der Wechsel wirkt nicht mehr wie ein Sprung, sondern wie eine gut organisierte Überquerung – Schritt für Schritt, deutschsprachig begleitet, in Österreichs Realität verankert.